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Guilin Reisterrassen, Longji
Longsheng County, 15.06.2011
Guilin Reisterrassen, Longsheng: 15.06.2011
Es war 09:00 Uhr, als unser Fahrer uns vom Hotel abholte. Es sollte zu den legendären Longji-Reisterrassen gehen. Das Wetter zeigte sich nicht von seiner besten Seite, es regnete nämlich. Aber man kann nicht immer Sonne haben. Schnell verließen wir Guilin, vorbei an Lotosblumenfeldern, im Hintergrund das Panorama der Kegelberge. Der Regen wurde heftiger und man konnte kaum etwas sehen. Die Bergstruktur veränderte sich mehr und mehr zu einer geschlossenen Bergkette. Die Wolkendecke erreichte fast den Boden. Vereinzelt sah man einige Bauernhöfe in der Ferne. Wir folgten dem Fluss, bis wir an eine Mautstation kamen. Es war 10:45 Uhr. Ein großer Parkplatz, besetzt mit Reisebussen. Die Touristen reisten in das Minderheitsgebiet der Yaos, um sich die Reisterrassen anzusehen. Die Mautstation war aus edlem Holz gebaut, teilweise noch in Bau. Alles war sehr großzügig angelegt. Nach dem Bezahlen ging es weiter. Immer am Fluss entlang, und immer höher hinauf. Um 12:15 Uhr hatten wir das Ziel erreicht, aber ans Aussteigen war nicht zu denken. Es schüttete wie aus Eimern. "Das kann ja heiter werden", so meine Gedanken, denn es wusste niemand, wie lange das so weiter regnen würde. Aber in den Bergen kann sich das Wetter schlagartig ändern. So geschah es denn auch. Wir konnten das Auto verlassen. Schnell noch die Regenmäntel aus den Kofferraum geholt, angezogen und so sind wir wieder durch die Mautstation in Richtung Reisterrassen gegangen. Die Dorfstraße war gesäumt von Souvenirläden und kleinen Garküchen. Am Ende der Straße ging eine schmale, aus großen und kleinen Platten gepflasterte Treppe nach oben. Kaum einen Meter breit und alles einbisschen wackelig und glitschig durch den Regen. Es war ein wenig mühsam und ungewohnt, und man konnte sich nirgends richtig festhalten. Ein Blick zu rechten Seite verursachte doch ein Unwohlsein in der Magengegend. Auf dem halben Weg sind wir dann in einen Hof gegangen und haben uns das Ganze einmal von innen angesehen. Unser Fahrer kannte die Bewohner. Es war sehr interessant so etwas zu sehen. Die Häuser sind sehr groß. Im unteren Bereich ist es wie in einer Scheune mit Schweinestall, gefüllt mit Arbeitsgeräten und viel Holz zum feuern. In der Mitte führte eine Treppe in den Wohnbereich. In Deutschland wäre die Größe als Wohnraum ein Traum. Aber hier war der Anblick ein Albtraum. Es gab keinen Luxus. Das Sofa voll belegt mit Kleidung, eine in den Fußboden eingelassene Feuerstelle, Kräuter und Gemüse zum trocknen auf dem Boden liegend. Eine offene Küche, und in einer Ecke stand der Fernseher, eine Sitzbank, ein Tisch und Stühle. Der Schlafbereich war abgeteilt.
Von hier aus ging es weiter bergauf, bis wir vor einem Restaurant und Hotel standen. Es war voll mit Touristen aller Nationen. Gegen 15:00 Uhr verspürten wir Hunger. Es gab noch einen freien Tisch für uns. Wir entledigten uns unserer nassen Mäntel. Unser Fahrer hatte viele Köstlichkeiten bestellt: Suppe, Gemüse, gebackenen Fisch und Fleisch und dazu in Bambus gebackenen Reis. Nach dem Essen, es hatte aufgehört zu regnen, sind wir dann weiter den Berg hinauf marschiert. Es war noch alles in Wolken verhangen. Ab und zu konnte man etwas von der Reisterrassen erkennen. Von einem Weitblick konnte man nicht sprechen, dafür hingen die Wolken zu tief. Wir hatten etwas Glück. Hin und wieder konnten wir die Reisterrassen sehen, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt waren und sich hell abzeichneten. Das Schauspiel dauerte gerade mal 10 Minuten und dann war alles vorbei. Eine dicke Wolke hüllte das Geschehen ein und außer Nebel gab es nichts mehr zu sehen. Einige Hotelbesucher wurden mit Sänften zum Hotel getragen. Ich fragte mich: wie haben die das ganze Baumaterial hier hoch transportiert. Keine Straße, nur schmale Wege und immer bergauf. Es wurde etwas ungemütlich und so entschlossen wir uns zum Rückweg. Eine alte Frau kam uns mit einem kleinen Pferd entgegen. Sie musste aber wieder zurückgehen weil das Pferd nicht den Hang hoch kam. Schwer bepackt kamen sie an uns vorbei. Es war ein wunderschönes Naturschauspiel, wie die Wolken alles eingehülllt hatten, und im nächsten Moment alles wie weggeblasen war.
Man sah, wie die Häuser an die Hänge gebaut waren, verbunden durch schmale Fusswege. An den Häusern hingen überall rote Lampions. Wir gingen vorbei an Bananenstauden und Bambuswäldern. Alles im satten Grün. Man fühlte sich wie in einer Waschküche. Feuchtwarm, so um die 28° Grad, ein Erinnerungsfoto, festgehalten am Bambus. Als wir die Dorfstraße wieder betraten waren kaum Besucher anwesend. Es war inzwischen 17:30 Uhr. Yi war noch auf der Suche nach Geschenken für ihre Kinder in Peking und in Deutschland. Sie kaufte eine Menge Armreife. Ich war auf Motivsuche, was konnte ich noch fotografieren? Ein altes Mütterchen bot Gewürze an, an anderen Ständen gab es Schmuck und gewebte Tücher, es hingen luftgetrockneter Speck und Würste am Stock. Ein anderer war dabei, aus Büffelhörnern Kämme und Armreife zu fertigen. Die Garküchen machten einen verwaisten Eindruck. Vor einem anderen Restaurant stand ein Schild in chinesischer Schrift (konnte ich nicht lesen), aber der Zeichnung nach gab es hier Huhn und Froschschenkel zu essen. In einer Ecke stand ein Handpflug, für die Reisterrassen, ein alter Mann hockte vor einem großen Berg von Bambusrohren, um sie für die Küche vorzubereiten. Sie werden später mit Reis oder anderen Zutaten gefüllt, um dann im Feuer gegart zu werden.
Auf der Rückfahrt kamen wir an einem Reisfeld vorbei, wo der Boden noch mit Menschenkraft gepflügt wurde. In gebückter Haltung und mühevoller Arbeit müssen sie die Reisstecklinge in den Boden setzen. Bei den Yao-Frauen ist es Tradition, ihre Haare zu einem Haarschmuck wachsen zu lassen. Er besteht aus zwei Teilen, die mit dem eigenen Haar gebunden werden. Das eigene und die Haarteile sind über einen Meter lang (long hairstyle). Das beginnt schon in den Kinderjahren. Wenn man die Länge addiert, kommen da über drei Meter Haar zusammen. Ständig kamen uns Frauen mit einem fröhlichen Gesicht entgegen, um Schmuck zu verkaufen. Mir fiel auf, dass hier sehr viele neue Häuser aus Holz gebaut werden. Die Rückfahrt nach Guilin verlief ohne Probleme. Es war noch stark bewölkt, aber es gab keinen Regen. Den Abend verbrachten wir im Hotel, zumal es wieder regnete. Morgen würden wir nach Lijiang fliegen. Vom Reisebüro hatten wir immer noch keine Information, ob wir nach Tibet einreisen dürften. Wir werden es in Lijiang noch einmal probieren.
© bild und text k.völker |
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